Gut und kuz: Joan Armatrading auf ihrer "last major - first
solo Tour"
Über 40 Jahre dauert die Karriere von Joan Armatrading schon,
und auch, wenn sie nicht ganz aufhören will, so kündigt sie die
derzeitige Tour als ihre letzte große Tour an. Und außerdem ist
dies ihre erste(!) Tour ohne Band - Joan Armatrading solo also.
Vorab wurden die Konzertbesucher darüber informiert, dass
teilweise vorab aufgenomme Instrumentalparts der Live
Performance hinzugemischt werden - man durfte also gespannt
sein, was da kommen würde.
Ganz entspannt kommt Joan Armatrading mit Gitarre auf die
Bühne, begrüßt das Publikum humorvoll mit der Aussage, dass dies
ihr 239. Konzert der laufenden Tour sei, sie müde wäre und dies
der letzte Song sei. War natürlich Spaß, obwohl - doch dazu
später mehr.
Nachdem ich Joan Armatrading vor 5
Jahren mit Band als sehr rockig erleben durfte, erwartete
ich diesmal einen Unplugged Abend - doch weit gefehlt: sei es
mit akustischer Gitarre, am Klavier oder mit E-Gitarre: Joan
Armatrading rockte das Tollhaus, sodass man streckenweise die
Bestuhlung verfluchte. Das vorab angekündigte Halb-Playback
beschränkte sich auf Keyboardeinspielungen, ansonsten wurden die
Songs von Joan Armatradings ausgezeichneter Stimme und ihrem
Gitarrenspiel dominiert. Quer durch die Jahrzehnte ging es: vom
neuerem "All the way from America" bis hin zu "Love and
Affection" und die Strukturen und die Vielseitigkeit der
Songs wurde solo besser sichtbar, als im Band Kontext: mal Folk,
mal Reggae (Rosie), mal Instrumental Blues von ihrem Nummer 1
der US Billboard Blues Charts Album "Into the blues", mal Rock
(Drop The Pilot), diesmal im Gegensatz zu vor 5
Jahren mit Orignal Gitarrenriff, und mal ein Stück, dass
eigentlich auch als Punk-Rock Song durchgehen würde (Me, Myself,
I).
Zwischendurch präsentierte Joan Armatrading humorvoll aber
nicht ganz uneitel Photos aus ihrer langen Karriere: beginnend
als Support für Supertramp im Jahre 1974, ihre Zusammenarbeit
mit Größen wie Elton John, Paul McCartney, Tina Turner, Status
Quo, ihrem Zusammentreffen mit Nelson Mandela bis hin zu ihrer
kürzlichen Teilnahme beim New York Marathon.
Insgesamt ein prima Konzept: kein Unplugged Abend, sondern Joan
Armatrading solo. Einziger Wermutstropfen: Nach 75 Minuten und
"Willow" als einziger Zugabe war Schluss. Aber Frau Armatrading
hatte uns ja gewarnt: 239. Konzert, müde, und so weiter.