Gewohnt gut & vielseitig
Los ging es bei mir am Freitag mit dem Auftritt von Bosse. Bei
bestem Wetter war die Günther-Klotz Anlage deutlich voller als
zur selben Zeit im letzten Jahr - die Verantwortlichen sprachen
dann auch vom "stärksten Freitag seit langem. Von Bosse hatte
ich vor dem Fest so richtig nur "Schönste Zeit" wahrgenommen und
daher vor dem Fest noch ein paar YouTube Videos angeschaut - so
richtig angesprochen hat mich das alles nicht. Aber wer weiß?
Vielleicht ist live ja alles besser. Und tatsächlich: trotz
grenzwertigem Bühnenoutfit von Namensgeber Axel Bosse war das
live tatsächlich deutlich besser, was wohl auch an der großen
Bandbesetzung lag: neben Drums, Gitarren, Bass und Keyboard
wurde tatsächlich häufig auch ein Cello und Trompete eingesetzt.
Der sympathische Axel Bosse und die Band hatten das Publikum
schnell im Griff - der Höhepunkt war sicher der Song "Meine
Sinfonie ist schief", das Bosse zusammen mit Casper geschrieben
hatte, und der live beim Fest zusammen mit MC Porky von
Deichkind präsentiert wurde. Sagte ich, dass Bosse ein
grenzwertiges Bühneoutfit hatte? Nun, MC Porky übertraf das beim
weitem mit gelben Cape und Mut zum Bauch-zeigen.
Um 21:00 Uhr kamen dann Mando Dia aus Schweden auf die Bühne,
die live dann ganz anders rüberkamen als Bosse, nämlich als
abgeklärte Rock Band, die sich auch von der Hügelkulisse nicht
beeindrucken lässt. Die melodiösen Rock Songs ließen aber
schnell Stimmumg aufkommen, auch wenn im Laufe des Konzerts klar
wird, dass vor allem die älteren Werke deutlich besser ankommen
als die neuen Songs. Höhepunkte: klar die großen Hits wie Gloria
und Natürlichkeit "Dance with Somebody" zum Ende mit
ausgedehntem Mitsingteil fürs dankbare Publikum.
Am Fest Samstag war ich leider verhindert sodass...
... es erst am Sonntag bei mir weiterging. Auf zur Kulturbühne zur Slam Poesie, die mir viel Spaß genacht hat. 4 völlig unterschiedliche Autoren -Artem Zolotarov aus Mainz (Landesmeister RLP 2015), die beiden KOHI Slam Sieger Anna Teufel und Moritz Konrad aus Karlsruhe sowie Stefan Unser aus Malsch (Poetry Slam Landesmeister BW 2016) - trugen ihre Werke vor - vom Genre WG Slam bis hin zu Reflexionen eines Geflüchtetetn in 3. Generation war alles dabei.
Weiter ging es dann wieder zur Musikbühne, bei der Olli Schulz plus Band einer der 2 Headliner des Abends war. Musikalisch war Oli plus Band weitaus besser, als ich es erwartet hatte, aber Olli Schulz wäre nicht Olli Schulz, wenn er sich nicht immer quasi um Kopf und Kragen reden würde. Da trägt er witzige Vergleiche vor, sodass man denkt, dass es darum im nächsten Song gehen würde, aber nein, der nächste Song handelt dann von etwas völlig anderem. Auf einigen Festivals hätte er dieses Jahr gespielt und das merkte man spätestens, als er sich traute, auf einer Einhorn Badeinsel Crowd Surfing auszuüben. Ansonsten war Olli Schulz gewohnt witzig, allerdings liegen ihm zur Zeit 2 Sachen merklich am Herzen, nämlich das Erstarken der AfD und das mangelnde Engagement der poulären Hip-Hop Künstler sich für etwas anderes als sich selbst zu engagieren. Schade, dass er dafür keine passenden Songs auf Lager hat, denn so wirken seine Ansagen im Konzertkontext leider etwas fehl am Platz. Fazit: Olli Schulz mit Band ist sehens- und hörenswert.
Headliner des Abends: die Simple Minds.
21 Jahre nach ihrem ersten Auftritt auf Das Fest, der so
etwas wie einen Wendepunkt in der Fest Historie hin zu
bekannteren und erfolgreicheren Bands und Musikern bedeutete,
nun also wieder die Simple Minds auf der Hauptbühne. Neben den
Urgesteinen Jim Kerr (Gesang) und Charlie Burchil (Gitarre) war
diesmal dabei: Cherisse Osei (Schlagzeug, Sarah Brown
(Gesang), Ged Grimes (Bass) und Gordy Goudie (Gitarre), die den
typischen Simple Minds Sound ezeugten. Mit dem ausgezeichnetem
aktuellem Album "Walk between the worlds" im Gepäck, von dem
"The Signal and the Noise" und "Summer" gespielt wurden und
Songs aus 40-jähriger Bandgeschichte hatte die Band Publikum und
den Hügel schnell im Griff. Jim Kerr, in deutlich besserer
Verfassung als beim Auftritt im
Tollhaus vor ein paar Jahren fand auch schnell den Draht
zum Publikum, erinnerte an das Konzert vor 21 Jahren und war wie
fast jeder Künsler ogb des Hügels völlig aus dem Häuschen. . Wie
vor 20 Jahren war er permanent in Bewegung, kniete am Bühnerand
und winkte majestätisch in das Publikum als gäbe es kein Morgen
- Jim Kerr wie man ihn kennt und liebt. In der großartigen Band
stach diesmal vor allem Sängerin Sarah Brown hervor - eine gute
Idee, Jim Kerr trotz Top Form ab und zu eine Verschnaufpause zu
gönnen.
Höhepunkt waren natürlich die Songs "Don't you forget about me"
und "Alive and Kicking" mit denen das Konzert, nicht aber Das
Fest zu Ende ging, denn zum Abschluss gab es noch ein amtliches
Feuerwerk.
Fest-Fazit: gewohnt gut und vielseitig - inzwischen gibt es
kaum etwas zu mäkeln.