Kränkungen und Freundlichkeit
Nachdem ich Erwin Pelzigs Programm "Der wunde Punkt"
schon vor 2 Jahren in - wegen Corona Auflagen - gekürzter
Fassung (90 Minuten) erleben durfte, war ich gespannt darauf ,
das ganze 120 minütige Programm im ausverkauften großen Saal des
Tollhaus erleben zu können.
2 Jahre sind in Zeiten wie diesen ein langer Zeitraum und so
gab es natürlich auch Aktualisierungen und Updates, die
sorgfältig in das Programm eingearbeitet wurden, in dem
Kränkungen im Mittelpunkt stehen. Anhand vieler Beispiele wurde
gezeigt, welche Auswirkungen Kränkungen, die Populisten und
Diktatoren in ihrer Kindheit oder auch im Erwachsenenalter
erlitten, zu schlimmen Konsequenzen wie beispielsweise
Schwurbeln und Kriegen führen kann. Schwere Kost, aber wie
üblich von Erwin Pelzig gut verpackt, in dem er sich eben nicht
an Politikern abarbeitet, sondern vieles auf die persönlich
Ebene stellt, und am Beispiel seines Nachbar sichtbar macht. War
dieser vor 2 Jahren noch davon überzeugt, dass er überwacht wird
und aber gleichzeitig gekränkt war, dass ihn niemand beachtet,
war er diesmal Anhänger diverser Verschwörungstheorien.
Einfach wird es dem Publikum aber nicht gemacht: klar, es gibt
die einfachen Seitenhiebe auf Politiker wie Andreas Scheuer oder
Hubert Aiwanger, aber dann kommt man in den
Perspektivwechsel Teilen des Programms dann doch ins Grübeln.
Einmal, wenn die die Coroana Pandemie aus Sicht des Virus
gesehen wird, und einmal, wenn Pelzig als Anwalt der jungen
Generation Fragen zum Zustand der westlichen Demokratien stellt.
Und wie vor 2 Jahren stellt Erwin Pelzig sich und seine
fiktiven Stammtischbrüder, dem konservativen D. Göbel und dem
prolligen Helmut, auch in Frage, Stichwort "Alte weiße
Männer", die die Welt erklären. Trotzdem wird aber ein
Lösungsweg aufgezeigt, nämlich aufrichtig freundlich jedem zu
begegnen, aber auch sich selbst.
Fazit: wieder großartig, wie Erwin Pelzig ein so langes
Programm mit vielen Wendungen alleine bestreitet. Das Publikum
war jedenfalls begeistert und so gab es am Ende auch, wenn auch
keine Zugabe, die Pelzig nie macht, sondern "Ergänzungen".