Noch ein Neustart
Nachdem das Tollhaus vor
kurzem seinen Neustart gefeiert hat, gab es diesen nun auch
für eine andere Karlsruher Institution, nämlich "Das Fest".
So wie in den Vorjahren konnte es nicht weitergehen: "Das Fest" drohte
am eigenen Erfolg kaputt zu gehen: zu voll wurde es rund um den Mount
Klotz, sodass die Notbremse gezogen werden musste, um weiterhin die
Sicherheit der Besucher gewährleisten zu können. Und so wurde
der Musikbereich vergrößert und eingezäunt, der
Mobi-Rummelplatz und der Sportpark wurden am anderen Ende des
Geländes zusammengefasst und erstmals musste am Freitag und
Samstag für den Musikbereich jeweils 5€ Eintritt gezahlt werden.
Dadurch wurden an diesen 2 Tagen gewährleistet, dass sich maximal
60000 Besucher im Musikbereich aufhalten - am Sonntag wurde dies
ebenfalls durch Zählen der sich im Bereich befindlichen Besucher
gewährleistet.
Mehr Sicherheit gab es also auf dem Fest 2010, allerdings auch eine
klare Trennung zwischen Musikbereich und dem Rest, dachte ich zuerst.
Allerdings stimmt dies nicht so ganz, denn schon immer gab es ja neben
der Hauptbühne noch die Zeltbühne und die DJ Bühne. Und
als ich am Samstag das Festgelände betrat, war ich positiv von der
Zeltbühne überrascht. Übrig geblieben ist nur noch der
Name, ansonsten handelt es sich bei der Zeltbühne um den kleinen
Bruder der Musikbühne mit amtlichen Sound und einer schönen
Lichtanlage. Weiter ging es zur Mobi / Sportparkecke und obwohl sich in
diesem Bereich nun mehr Angebote tummeln, hat der Umzug dem Mobibereich
gut getan: es war wieder mehr Platz vorhanden, nachdem in den Vorjahren
der Mobi-Bereich räumlich und zeitlich stark beschnitten worden
ist. Sehr positiv war auch die dm-Bühne, auf der junge Musiker,
wie z.B. Schülerbands oder Musikschüler ihr Bestes gaben.
Teilweise sensationell, was dort geboten wurde.
So, Zeltbühne gesehen, Mobi-Ecke und Sportpark gesehen - ab
ging es am Freitag Abend in den Musikbereich um sich die Editors
anzusehen, von denen ich bis dato noch nie gehört hatte. Kurz zu
den Neuerungen des Musikbereichs: Einlass sollte es via Hightech
Drehkreuze geben, die das Ticket einscannen, allerdings hat das System
so seine Tücken: mir wurde wie so vielen vom Drehkreuz der
Eintritt verweigert, die Organisation hat aber schnell Abhilfe durch
Handscanner geschaffen, sodass es dort keine Wartezeiten gab. Die gab
es aber, als es vom Fest-Café Richtung Bühne gehen sollte,
denn dort ergab sich durch die unglückliche Platzierung einer
Security Insel sowie mehrere Kassenhäuschen sowie der bizarren
Vergrößerung der Weinterrasse ein Nadelöhr, das nicht
nötig gewesen wäre. Schnell waren alle Wege zur Bühne
blockiert, obwohl es links von der Bühne noch reichlich Platz gab,
den man aber leider nicht so ohne Weiteres erreichen konnte. War man
aber dann mal da, war alles prima - ungewohnt viel Platz sowie die
Möglichkeit während eines Konzerts Verpflegung zu holen und
ohne Schwierigkeiten seine Gruppe wieder zu finden: das gab es lange
nicht mehr auf dem Fest.
So jetzt zur Musik: wie gesagt: von den Editors hatte ich vorher
noch nie gehört: Mit Synthieklängen ging es los - dann kam
der Sänger ,der nicht nur stinmmlich an Dave Gahan erinnert und
schließlich setzten noch "The Edge" Gitarren ein: die 80ger sind
wieder da! Mich erinnerten "The Editors" an eine Mischung aus Depeche
Mode, The Killers sowie eine Prise U2: Musik wie geschaffen für
eine große Bühne und einem Sänger, der wirklich alles
gab. Live OK, aber ein Album würde ich mir nicht kaufen, zu wenig
Abwechslung wurde geboten und die Songs lebten mehr vom Sound, denn von
guten Melodien und die Lyrics bestanden oft auf dem zig-fachen
Wiederholen ein und derselben Zeile.
Nach den Editors und einer Umbaupause gab es dann das totale
Kontrastprogramm: um 23 Uhr hieß es: Bühne frei für die
"Monsters of Liedermaching": 6 Männer nahmen auf 2 Bierbänken
Platz, rauchten erst mal eine, tranken Bier und stimmten dann, nur mit
akustischen Gitarren bewaffnet, eine deutsche Nonsensversion des Uriah
Heep Klassikers "Lady in Black" an. Und auf dem Niveau ging es dann
weiter, ich würde mal sagen "Monsters of Liedermaching" sind so
etwas wie "Insterburg & Co 2.0".
So, und das war es auch schon. Leider konnte ich am Sonntag nicht
noch mal wiederkommen. Mein Fazit: die Neuerungen sind nicht so
schlecht wie von mir ursprünglich befürchtet, allerdings
denke ich immer noch, dass man es versäumt hat, das Fest auch
musikalisch zu ändern. Mit Jan Delay und Gentleman ist man auf
Nummer sicher gegangen, um die Massen zu mobilisieren, zumindest am
Sonntag hätten es, bei freien Eintritt, auch mehr lokale Bands
getan.
Ansonsten sind mir nur Kleinigkeiten aufgefallen, die
verbesserungswürdig sind: der Zugang zur Hauptbühne im
Musikbereich muss 2011 verbessert werden, die Beschilderung war diesmal
miserabel, da quasi nicht vorhanden, und im Mobibereich fehlt ein Cafe
mit Sitzmöglichkeiten.